Die Legende der Därles Bärbla

Der Wärter des Klostertores zur Zeit des Abtes Gallus Keppler (1587-1604), hatte zwölf Töchter - 6 Zwillingspaare. Wegen ihrer täuschenden Ähnlichkeit verwechselte der Vater oft ihre Namen, was die Kinder natürlich zu nutzen verstanden. Er gab deshalb allen den Beinamen "Bärbel".

Die Mädchen pflegten von Kind an eine besondere Freundschaft mit den Buben der Klosterfischer, allerdings gegen den Willen der alten Fischer, die mit ihren Söhnen andere Pläne hatten. 

Im Torhaus des Klosters wohnte auch die alte Burgl, die über das Feuer wachte und auch die Weihrauchglut für die Kirche zu versorgen hatte. In der Feuerstube konnten sich die Verliebten heimlich treffen, da sich die Burgl mit der Jugend sehr gut verstand. Sie wusste Mittel gegen Krankheiten, vertrat in Notfällen Bader und Hebamme und hatte für junge auch immer einen Rat in Liebesanliegen. Die Ortsjugend schrieb der Burgl Zauberkräfte zu. 

 

Am Barbaratag, dem Namenstag der "Torbärbeln", wie die Torwächtersmädchen genannt wurden, ging der Fischerzunftmeister wieder einmal grußlos und schimpfend durchs Tor zur Kirche. Um ihn zu ärgern fragten die jungen Leute im Klosterhof, wann denn nun die erste Fischerhochzeit mit einer Torbärbel stattfinde. Der Fischer, der als furchtlos und nicht abergläubisch bekannt war, ließ sich als Antwort zu dem Schwur verleiten "Eher müssten zwölf Hexen am Obersten in meiner Stube stehen, bis eine Torbärbel Fischerfrau würde!" (Der Oberste ist der Dreikönigstag, der letzte Tag der zwölf Rauhnächte.)

 

Nach dem Rat der alten Burgl schlüpften die Torbärbeln, die durchweg hübsche Mädchen mit langen blonden Zöpfen waren, in alte Kleider, banden lange Nasen und Kopftücher um und stürmten mit Besen bewaffnet beim Zwölf-Uhr-Schlag der letzten Rauhnacht ins Haus des Ficherzunftmeisters. 

Wohl oder übel, um nicht wortbrüchig zu werden und da er auch kein Unmensch war, gab er zur Hochzeit seines Buben mit der ältesten Torbärbel seinen und den Segen der Fischerzunft.

 

Überliefert aus dem Ende des 16. Jahrhundert und im Jahre 1985 aufgeschrieben von Hermann Götz.